Freitag, 16. Februar 2018

Anuradhapura

Am dritten Morgen verließen wir Negombo. Wir führen mit dem Auto nach Gampaha und waren gespannt auf das Abenteuer 'Zugfahren in Sri Lanka'. Der Bahnsteig füllte sich immer weiter, auch als dies nach europäischen Maßstäben nicht mehr möglich war. Wir hatten auf der Fahrt zum Bahnhof schon einen Zug wie aus dem Indien-Reiseführer gesehen (nur auf dem Dach waren keine Menschen) und waren kurz davor doch ein Taxi zu rufen. Da sahen wir, dass ein Teil des Bahnsteigs deutlich leerer war. Wir hatten Glück. Der Zug war pünktlich und  die zweite Klasse war voll, aber es musste niemand stehen. Die armen Sardinenmenschen in der dritten Klasse...
Wir fuhren mehrere Stunden im rappeligen Zug. Der Schaffner nahm seinen Job sehr ernst, immer wieder kam er und studierte die Fahrkarten ganz genau, um zu sehen, ob alles seine Richtigkeit hatte. Auch wollte man uns permanent diverse Snacks verkaufen. Mir wurde nach einigen Stunden langsam übel. Ich glaubte schon an den ersten Anfall von Reiseübelkeit meines Lebens, als mir das etwas suspekte Frühstücksomlette des ansonsten stets phantastischen Frühstücks wieder einfiel, welches ich am Morgen nach wenigen Bissen liegen gelassen hatte. Bitte nicht.... Bitte nicht hier... Nervös scannte ich die Umgebung nach einem Hinweis auf eine Zugtoilette... Nichts. Ich hätte ohnehin einiges dafür getan, diesen Ort nicht aufsuchen zu müssen. Da kam ein freundlicher Herr in Sichtweite, der einzelne Äpfel anbot. Da dieser, der Vorliebe der Sri Lanker für petrochemische Produkte entsprechend, jeden Apfel in eine Plastiktüte verpackte, war ich sofort dabei! Apfel raus, Tüte in die Tasche - welch ein beruhigendes Gefühl. Lea, die lediglich Toast gefrühstückt hatte, erfreute sich glänzender Laune und Gesundheit. Ihr machte die Fahrt sichtlich Spaß.
In Anuradhapura angekommen, fanden wir ein Taxi, welches uns zur nächsten Unterkunft brachte. Das kleine Hotel mit Pool hatten wir fast für uns allein. Lea konnte mit ihrem Papa schwimmen gehen und im Foyer Bauklotztürme bauen. In Anuradhapura hatten wir einen netten Fahrer, der sich Chelsea nannte. Er brachte uns zu den örtlichen Sehenswürdigkeiten: dem Ursprungsort des Sri Lankischen Buddhismus mit dem original-Bodhi-Baum und mehreren Dagobas, an denen in feierlicher Atmosphäre Blumen und Räucherstäbchen geopfert wurden, zu interessanten Felsformationen und buddhistischen Klöstern; wir bestiegen den Mihitale-Felsen auf dem sich eine Klosteranlage befand, wir trafen Mönche mit Ipads und überall Schulklassen in weißen Schuluniformen.
Lea ist eine große Freundin des Sightseeing. Insbesondere, da sie für die meißten Locals die eigentliche Sehenswürdigkeit ist. Egal wo wir sind, immer kommen Menschen auf sie zu und möchten sie zum Lachen bringen, Fotos mit ihr machen, sie halten oder zumindest ihre Füße anfassen. (s.u.) Sie findet es großartig, winkt allen zu und ist sichtlich irritiert, wenn mal jemand einfach so an ihr vorbei geht. Das wird hart für sie in Deutschland...
Am letzten Abend tauchte der Besitzer des Hotels auf, ein knapp dreißigjähriger Multimillionär. Er hatte einen beachtlichen Äquatorialumfang und eine KTM im Hoteleingang, die jedoch in Sri Lanka nicht auf die Straße darf (da ≥400ccm). Dennoch musste der Arme Hotelmanager sie jeden Morgen polieren. Leider hatte der Hotelbesitzer auch Freunde eingeladen und kein Problem damit, im Raum über unserem Schlafzimmer bis halb zwei Livemusik spielen zu lassen. Seine Töchter widerum konnten ab sechs nicht mehr schlafen und keine Türklinken bedienen...
Am nächsten Morgen holte Chelsea uns ab, um uns nach Pollonaruwa zu bringen. Auf dem Weg stoppten wir, um uns die alte Felsenfestung Sirigiya anzusehen.

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Galle

In Galle angekommen, besuchten wir zunächst unser Hotel. Es war eine kleine Anlage voller blühender Bäume, die außerhalb der Stadt terrasse...